Kuratiert wird die Manifesta 11 vom deutschen Videokünstler Christian Jankowski und den Co-Kuratoren Francesca Gavin, Georgina Casparis, Mascha Isserlis, John Beeson und Manuel Scheiwiller. Die Umsetzung erfolgt mit einem lokalen und internationalen Team unter der Leitung von Hedwig Fijen und Peter Paul Kainrath.
Christian Jankowski (geb. 1968 in Göttingen) studierte an der Hochschule der Künste in Hamburg und lebt und arbeitet heute in Berlin. Ein wichtiger Grundzug seiner Arbeit ist die performative Interaktion zwischen ihm selbst und nicht-kunstaffinen Menschen, so schlägt er eine Brücke zwischen zeitgenößischer Kunst und der Welt außerhalb der Kunst.
In seiner künstlerischen Laufbahn hat Jankowski schon mit Zauberern, Politikern, Nachrichtensprechern oder auch mit Mitgliedern des Vatikans gearbeitet. Jankowski dokumentiert diese Begegnungen mithilfe von Massenmedien wie Film, Fotografie, Fernsehen oder Zeitungen. Dieser Ansatz hat durchaus einen spielerischen populistischen Hintergrund. Deshalb kann Jankowskis Arbeit auch als Reflektion, Dekonstruktion und Kritik an einer Gesellschaft betrachtet werden, die auf dem reinen Spektakel fusst.
Christian Jankowski hat an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen; viele seiner Werke sind international in Museen vertreten. Zu den jüngsten Ausstellungsteilnahmen zählen Heavy Weight History, CCA Ujazdowski Castle, Warschau (2013); Llorando por La Marcha de la Humanidad, Sala de Arte Público Siqueiros, Mexico City (2012); Casting Jesus, MARCO, Rom (2012); The Finest Art on Water, Frieze Art Fair, London (2011); 17th Biennale
Die Manifesta 11 sucht den Dialog zwischen Künstlern und Berufstätigen aus anderen Professionen. Was ist die künstlerisch-kuratorische Strategie dahinter?
Christian Jankowski: Kunst empfinde ich dann als besonders geglückt, wenn sie über die Kunstwelt hinaus ein Eigenleben entwickelt. Für die Manifesta 11 entstehen Werke in kunstfernen Milieus, dort werden sie zum Teil auch ausgestellt. Für mich ist die grösste Hoffnung, dass sich durch diese Mitwirkenden aus anderen Berufen auch etwas Tolles für die Kunst selbst ergibt. Und zwar dadurch, dass diese Menschen ihre Meinungen, ihre Stimmen, ihre Erwartungen in die Kunst einschreiben. Dadurch, dass die Gastgeber den Künstlern beiseite stehen, beeinflussen sie natürlich auch die Sicht der Künstler auf Zürich und auf Themen, die zum Gegenstand der Kunstwerke werden. Die Manifesta versteht den Künstler nicht als einsame Insel, sondern als jemand, der im Austausch mit seiner Umwelt ist und vielleicht auch ein paar Aussagen über sie treffen kann mit seinen Kunstwerken oder in seinen Kunstwerken. Also raus aus dem Atelier, raus aus dem White Cube. Vielleicht auch raus aus der gewohnten Interpreta- tion der Kunstwerke.
Was können Menschen, die sonst nicht viel mit Kunst zu tun haben, gewinnen, wenn sie sich in ein Kunstprojekt involvieren lassen?
Christian Jankowski: Auch Menschen, die sonst nicht viel mit Kunst zu tun haben, können in der Manifesta 11 Neues erleben und dadurch vielleicht auch Neues für sich entdecken. Die Anforderungen in der Kunst sind häufig komplexer als in der geregelten Arbeitswelt, in der man seine Kompetenz klar kennt. Jetzt wird man plötzlich dazu aufgefordert, übers Seil zu tanzen, eine Antwort rückwärts zu geben und zu arbeiten, wenn Feierabend ist.
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Die Kuratorin, Schriftstellerin und Redakteurin Francesca Gavin co-kuratierte die Historical Exhibition der Manifesta 11. Sie hat internationale Ausstellungen kuratiert, so zum Beispiel das performance and print program für die Chart Art Fair 2015, The Dark Cube im Palais de Tokyo, E-Vapor-8 im Site Sheffield und 319 Scholes in New York, The New Psychdelica im MU in Eindhoven sowie diverse projektbezogene Ausstellungen in ganz Europa. Daneben hat sie Online-Ausstellungen für Kaleidoscope magazine und Artsy betreut. Zudem ist Gavin Kuratorin der Soho House Collection. Daneben ist sie Redakteurin für das Magazin Dazed & Confused. Ihre fünf Bücher The Book of Hearts, 100 New Artists, Creative Space: The Urban Homes of Artists and Innovators, Hell Bound: New Gothic Art und Street Renegades wurden alle bei Laurence King publiziert.
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